Tierschutz schlägt Alarm: Die Schweiz importiert mehr Stopfleber
Der Verein Vier Pfoten macht darauf aufmerksam, dass 2023 mehr Stopfleber (Foie gras) in die Schweiz importiert worden sein soll – zum Leidwesen der Tiere.
In einer Medienmitteilung teilt die Tierschutzorganisation Vier Pfoten Zahlen zu den Importen von Foie gras im Jahr 2023 mit. Trotz eines allgemeinen Abwärtstrends in der Nachfrage nach Stopfleber zeigt die Statistik eine alarmierende Zahl.
Stopfleber-Importe im Vorjahresvergleich angestiegen
Der Import von Foie gras soll im Vergleich zum Vorjahr angestiegen sein, heisst es in der Mitteilung. Die Gesamtmenge habe sich von 186 Tonnen auf 194 Tonnen erhöht.
Über 300'000 Enten und Gänse sollen im Jahr 2023 allein für den Schweizer Markt gestopft und getötet worden sein. Vor diesem Hintergrund hat sich in der Schweiz Widerstand formiert.
Die Volksinitiative «Ja zum Importverbot für Stopfleber» (Stopfleber-Initiative) zielt darauf ab, ein Zeichen gegen Tierquälerei zu setzen.
Tierschutz: Deklarationspflicht nicht ausreichend
Trotzdem empfahl der Bundesrat kürzlich eine Ablehnung dieser Initiative zugunsten einer Deklarationspflicht, heisst es. Ein Schritt, den Kritiker als unzureichend betrachten.
Nach Ansicht von Experten stellt diese Massnahme keine echte Lösung dar. Lauretta Eckhardt von Vier Pfoten verweist auf Erfahrungen aus dem Pelzhandel und betont das Risiko einer Doppelmoral.
Ein Verbot der Stopfmast innerhalb des Landes bei gleichzeitiger Erlaubnis des Imports sende widersprüchliche Signale.
Tradition vs. Tierwohl: Industrie unter Druck
Gegner eines Einfuhrverbots berufen sich oft auf Tradition als Argument für ihre Position, heisst es in der Meldung. Der Tierschutzverein informiert aber, dass Schweizerinnen und Schweizer vor der Industrialisierung weniger Stopfleber konsumiert haben sollen.
Vier Pfoten macht in diesem Zusammenhang auf die intensiven Zuchtmethoden und auf grausame Praktiken wie das Stopfen mittels pneumatischer Pumpen aufmerksam. Seit ist 1978 ist die Produktion von Stopfleber in der Schweiz untersagt.
Dass Stopfleber eine «Schweizer Tradition» sei, sei deshalb ein Irrglaube. Trotzdem berufen sich die Marketingbemühungen der Stopfleber-Lobby genau darauf, so der Tierschutzverband.
Auch jenseits der Grenzen regt sich Kritik
In Frankreich wird über die Herstellungsmethoden diskutiert. Auch europäisches Recht spiele dabei eine Rolle, wie es in der Meldung heisst. Die Tierschutzorganisation L214 kämpfe vor Gericht dafür, dass diese Praxis als Verstoss gegen EU-Richtlinien anerkannt wird.
Bisher allerdings ohne endgültigen Erfolg. Im Falle einer Ablehnung plant die Tierschutzorganisation eine Berufung.
Vier Pfoten ihrerseits schlägt andere Wege vor – anstatt an überholten Traditionen festzuhalten, soll eine neue Form des Konsums gefördert werden. Die Organisation lobt dabei auch positive Entwicklungen, wie etwa das zunehmende Angebot an Alternativen zu Stopfleberprodukten in grossen Handelsketten.